Reuse Rheinland-Pfalz ist ein Projekt des Fachgebiets kreislaufeffektive Architektur KEA am Fachbereich Architektur FATUK der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität RPTU Kaiserslautern-Landau und wird vom Bauforum Rheinland-Pfalz unterstützt.
Ziel des Projekts ist es, die Praxis der Wiederverwendung (Reuse) im Bauwesen in Rheinland-Pfalz durch Vernetzung und Sichtbarkeit zu fördern und so eine ressourcen- und klimaschonende Kreislaufbauwirtschaft im Bundesland voranzubringen.
Die direkte Wiederverwendung (Reuse) von Bauteilen ist eine hochwirksame und unmittelbar verfügbare Strategie, um in der Erstellungsphase von Bauten nicht nur Ressourcen und Abfall, sondern auch Treibhausgasemissionen einzusparen.
In der öffentlichen Wahrnehmung ebenso wie in Fachkreisen wird Kreislaufwirtschaft im Bauwesen in Rheinland-Pfalz bislang allerdings vor allem aus der Perspektive der stofflichen Verwertung (Recycling) mineralischer Bauabfälle diskutiert. Diese leistet unbestritten einen wichtigen Beitrag zum Schutz natürlicher Ressourcen und zur Vermeidung von Bauabfällen, nicht aber zum Klimaschutz.
Um in der Erstellungsphase von Bauten unmittelbar große Mengen klimarelevanter Treibhausgasemissionen einzusparen, ist es entscheidend, den Erhalt von Baubestand und die direkte Wiederverwendung von Bauteilen zu forcieren. Denn die Wiederverwendung jedes einzelnen bereits existierenden Bauteils spart gegenüber neu produzierten Produkten rund 90% der sogenannten Grauen Treibhausgasemissionen ein.
Dabei ist die Wiederverwendung im Bauwesen gewiss nichts Neues, sie wird seit Jahrhunderten praktiziert. Die EU-geförderte Plattform Opalis (aktiv in Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Frankreich) macht beispielsweise deutlich, dass Praktiken der Wiederverwendung in der europäischen Bauwirtschaft bis heute fest verankert sind und von zahlreichen Unternehmen und Händlern selbstverständlich umgesetzt werden. Ziel dieser Plattform ist es, solche gewachsenen Strukturen der Wiederverwendung auch in Rheinland-Pfalz für alle interessierten Bauschaffenden sichtbar und nutzbar zu machen. Der Fokus auf Rheinland-Pfalz hilft dabei, eine Kreislaufbauwirtschaft der kurzen Wege zu etablieren, die lokale Bautraditionen stärkt und transportbedingte Emissionen reduziert.
Wer in Rheinland-Pfalz oder darüber hinaus Bauteile wiederverwenden möchte, findet auf dieser Plattform versierte Fachleute, inspirierende Referenzprojekte und aktuelle Fachinformationen:
Die interaktive Karte Akteure und Bauten erlaubt es Ihnen, gezielt in Ihrer Region Projektpartner mit ausgewiesener Erfahrung im Bereich der Bauteilwiederverwendung zu finden und bereits ausgeführte Baubeispiele kennen zu lernen. Institutionen und Unternehmen in den Bereichen Handwerk, Handel und Planung werden nach Postleitzahl sortiert portraitiert. Exemplarische Referenzprojekte unterschiedlicher Nutzungstypen – Wohnen, Arbeiten, Handel, Gastronomie, Kultur und Außenraum – machen sichtbar, wie Wiederverwendung in Rheinland-Pfalz und Umgebung schon heute praktiziert wird. Eine Auswahl herausragender Best-Practice Beispiele aus Deutschland und Europa zeigt darüber hinaus auf, was im Bereich der Wiederverwendung bereits möglich ist.
Für einen aussagekräftigen Überblick über verfügbare bzw. eingesetzte Materialien und Techniken werden alle Akteure und Bauten reich bebildert vorgestellt. Ein detaillierter Filter hilft Ihnen bei der zielgerichteten Suche nach Referenzen und Projektpartnern.
Eine umfangreiche Sammlung von Fachinformationen zeigt Bücher und Zeitschriften, Artikel, Studien und Merkblätter aus Deutschland und Europa, die unterschiedliche Fragestellungen und Aspekte rund um das Thema Wiederverwendung beleuchten. Open Access Veröffentlichungen werden direkt verlinkt, bei allen übrigen Publikationen wird nach Möglichkeit auf verfügbare Abstracts oder den Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek verwiesen. Sortiert nach dem Jahr des Erscheinens können Sie sich hier rasch einen Überblick über den aktuellen Wissensstand in einem sehr dynamischen Feld verschaffen. Für die Inhalte der vorgestellten Plattformen und Publikationen sind allein die jeweiligen Autor:innen und Herausgeber:innen verantwortlich. Bei internationalen Publikationen können sich regulatorische Rahmenbedingungen von der Situation in Rheinland-Pfalz und Deutschland unterscheiden. Wir stellen Ihnen diese Publikationen im Dienst eines fruchtbaren Austausches von Know-how auf dieser Seite vor, nach dem Grundsatz: Lokal zirkulierendes Material – international zirkulierendes Wissen.
Diese Plattform basiert auf den Ergebnissen des Forschungs- und Lehrprojektes Reuse Rheinland-Pfalz, das von 2024 bis 2025 am Fachgebiet kreislaufeffektive Architektur der RPTU Kaiserslautern-Landau mit Unterstützung des Bauforums Rheinland-Pfalz durchgeführt wurde.
Im Frühjahr 2024 wurden in diesem Rahmen die Mitglieder zahlreicher Branchenverbände des Bauwesens im ganzen Bundesland gebeten, in einer Online-Umfrage detailliert Auskunft über ihre Erfahrung im Bereich der Bauteilwiederverwendung zu geben und Chancen und Hemmnisse dieser Praxis in ihrem Tätigkeitsfeld zu beschreiben. Aus den Landesverbänden der Ingenieur- und Architektenkammern und des Bundes deutscher Baumeister, aus verschiedenen Verbänden im Bereich Immobilien- und Wohnungswirtschaft, aus den Handwerkskammern und dem Verband Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz, sowie aus diversen regionalen Innungen nahmen insgesamt 92 Institutionen, Betriebe und Einzelpersonen teil und ermöglichten damit eine detaillierte und vielstimmige Übersicht über den Status quo der Wiederverwendungspraxis im Bundesland.
Gestützt auf die Ergebnisse dieser Umfrage sowie auf eigene Recherchen machten sich im Sommersemester 2024 im Rahmen eines Forschungsseminars 17 Masterstudierende des Fachbereichs Architektur der RPTU im ganzen Bundesland auf die Suche nach Akteuren und Beispielbauten der Wiederverwendung. Wer plant, handelt, bearbeitet, baut bereits mit wiederverwendeten Bauteilen? Wo wird dazu geforscht, wo ist einschlägiges Fachwissen bereits vorhanden? Die Studierenden besuchten Unternehmen, Händler:innen, Planungsbüros und Beispielbauten, sichteten Sortimente, führten Interviews und erstellten investigative Reportagen.
Die anschließende Auswahl und Redaktion der Inhalte für die Rubrik Akteure und Bauten dieser Plattform wurde durch das Fachgebiet kreislaufeffektive Architektur der RPTU ausschließlich auf Basis inhaltlicher Kriterien durchgeführt. Institutionen und Betriebe, die durch eigene Lagerhaltung und/oder ausgeführte Referenzprojekte die Verfügbarkeit wiederverwendbarer Bauteile und/oder einschlägiger Expertise vorweisen können, werden auf dieser Plattform zusammen mit aussagekräftigen Referenzprojekten unentgeltlich vorgestellt. Die Portraits der Akteure und Bauten wurden von uns auf Basis von Besichtigungen und Gesprächen sorgfältig erarbeitet. Best-Practice Beispiele aus Deutschland und Europa verweisen ergänzend zu den regionalen Referenzen auf andere Gewerke und Bauaufgaben sowie Potentiale der Skalierung.
Diese Plattform bildet damit einerseits den Abschluss einer intensiven Forschungsarbeit, andererseits ist sie erst der Auftakt für die Entwicklung eines dynamischen Arbeitsinstrumentes für alle Bauschaffenden, die sich in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus für die Wiederverwendung einsetzen. Die Inhalte dieser Plattform werden vom Fachgebiet kreislaufeffektive Architektur der RPTU in regelmäßigen Abständen ergänzt und aktualisiert – dafür sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen:
Haben Sie selbst Erfahrung mit der Wiederverwendung von Bauteilen? Kennen Sie versierte Fachleute, Betriebe oder ausgeführte Beispiele in Rheinland-Pfalz und Umgebung? Können Sie uns auf hilfreiche Fachinformationen hinweisen? Oder haben Sie weitere Anregungen oder Fragen zu diesem Projekt? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht:
RPTU Kaiserslautern-Landau
Fachbereich Architektur
Fachgebiet Kreislaufeffektive Architektur KEA
Jun.-Prof. Eva Stricker
Pfaffenbergstrasse 95
D-67663 Kaiserslautern
Jun.-Prof. Dipl. Arch. Eva Stricker, Projektleitung
Arch. M.Sc. René Heusler, wissenschaftliche Mitarbeit
Maurice Denechaud, studentische Mitarbeit
Luna Elgün, studentische Mitarbeit
Selin Eroglu, Moritz Faul, Klara Hahnefeld, Eric Höfer, Max Hopf, Kim Hussong, Naomi Kessler, Jasmin Leinen, David Oehme, Ben Pfeffer, Ignahy Prötzl, Chiara Rösel, Lena Schäfer, Sarah Seichter, Zhi Shen, Almedina Softic, Isabel Spengler
Annina Schepping und Julian Humm, Basel
Bauteilfotos Landing Page: Thomas Brenner, Kaiserslautern; übrige Fotos: gemäss Bildunterschrift
Gefördert durch das Bauforum Rheinland-Pfalz
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